Südsudan Gregor schreibt

Advent 2017
Lieber Freundeskreis der Comboni-Missionare,
Herzliche Grüße und gesegnete Advents- & Weihnachtstage!
Mein Heimaturlaub ist dieses Jahr besonders schön gewesen mit tiefen Begegnungen und vier Hochzeiten in meiner Familie, von denen ich zwei als Priester gehalten habe. Ich hatte mir auch Zeit genommen, (für mich) neue Orte geistlichen Lebens in Deutschland zu besuchen und dort zu beten: Das Benediktiner Kloster Nütschau, die Salesianer in Benedikt-Beuren und das Gebetshaus in Augsburg, geleitet vom Familienvater Johannes Hartl.
Zurück in Juba wurde ich eingeladen, eine Bibelwoche für unsere Südsudanesischen Comboni-Kandidaten zu leiten. Pater Christian, der bis Ende 2016 mit uns in Old Fangak gelebt hat, ist der Begleiter der Kandidaten und weiß, wie sehr ich die Heilige Schrift kenne und liebe. Des weiteren hatte ich in Juba in großen Mengen
Rindermedizin und Nylon für Fischnetze eingekauft. Es handelt sich um ein Caritas-Projekt für Fangak County. Die Sachen sind mittlerweile an 500 Familien verteilt worden und helfen den Nuer, sich zu ernähren.
Die große Hungersnot durch den vollen Ernteausfall 2016 hat viele Menschenleben gekostet; dieses Jahr gab es – Gott sei gedankt – eine gute Ernte.
Im Oktober/November haben wir Patres für 6 Wochen Kapellen besucht, jeder in einer anderen Region der Pfarrei. Wir begannen unsere Wanderung gemeinsam am Comboni Fest (10.10.) mit über 5000 Jugendlichen. Es gab einen Wettbewerb mit 20 Aufführungen (Lied und Tanz), diesmal zum Thema Auferstehung Jesu/Osterzeit. Die Lieder werden in das nächste Gesangbuch aufgenommen. Das Gesangbuch, welches wir dieses Jahr erweitert haben, war schon im Druck. Es enthält 150 neue Lieder, die seit 2012 komponiert worden sind; insgesamt sind es schon über 550 Lieder, die die Nuer Katholiken in nur 19 Jahren seit Gründung der Pfarrei erdacht oder übersetzt haben.
Das Singen von Kirchenliedern ist in der Region von Fangak oft das erste Mittel der Evangelisation. Auf meiner Wanderung im Oktober habe ich zwei Dörfer besucht (Pulkel und Panyuang, Foto nächste Seite ), wo zuvor noch nie ein Missionar gebetet hat. Ich wurde von den Bewohnern eingeladen, dort Messe zu feiern.
Es kamen Menschen zum Gebet, die in der Mehrheit nicht getauft sind. Die Messe glich eher einer Probe, weil niemand die Dialogformeln zwischen Priester und Gläubigen kannte. Was sie jedoch erstaunlicherweise alle kannten, sind die Lieder der Messe. Es werden hier mehr Lieder als in einer gewöhnlichen deutschen Messe gesungen, mindestens 12, dazu auch noch lang (10 Minuten das Gloria oder Credo). Und die Leute, die ja zum großen Teil noch gar keine Christen sind, haben alle liturgischen Lieder auswendig gesungen. Im Anschluss an meinen Besuch hat der Katechet eine Gruppe zur Taufvorbereitung organisiert mit der Planung,
dass ich die Katechumenen bei meinem nächsten Besuch taufe.
Die Kirchenlieder hier könnte man mit Hits aus dem Radio vergleichen, modern und mit Schwung. Sie werden bei der Arbeit gesungen und beim Wandern. Sie gelangen lange vor dem Missionar in die entlegensten Dörfer. Und sie machen Jesus und sein Evangelium unter Analphabeten bekannt. Die ersten Bibelworte, die erste Katechese, werden durch die Lieder verbreitet und verinnerlicht, die unsere Christen in Nuer
komponiert haben.
Das ist eine schöne Überleitung zu Weihnachten. Ich bete und hoffe, dass der Herr auch in Ihr Leben eintritt und es mit seinem Licht erfüllt. Nehmen Sie sich Zeit zur Besinnung und erinnern Sie sich, wie Jesus Christus sich Ihnen bekannt gemacht hat. Die Freundschaft mit Jesus ist etwas kostbares; sie ist aber auch etwas zerbrechliches. Die Adventszeit hat ihren ersten Sinn darin, mit Jesus wieder ins Reine zu kommen und Ihm unser Leben vorbehaltlos anzuvertrauen. Dann wird unser Herz zu „Bethlehem“, dem Ort, wo der Gottessohn zur Welt kommt und von wo aus Er in diese Welt hinein wirkt. Das ist faszinierend wie unglaublich: Gott möchte unser unscheinbares Dasein benutzen, um sein Reich wachsen zu lassen. Lassen Sie
es zu, dass Gott in Ihrem Herzen Wohnung nimmt und Sie dadurch Zeuge seines Heils werden.
Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich schon auf meiner nächsten Wanderung. Ich werde Weihnachten und Neujahr im westlichen Teil der Pfarrei feiern, etwa 40 km entfernt von Old Fangak.
Verbunden in Christus,
Pater Gregor
P Gregor Dankesbrief – Dezember 2017mit Foto